Andrzej Poland: E-Mail des Einhorns

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Dieser Roman, die E-Mail und alle darin vorkommenden Personen und Ereignisse sind rein fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

Andrzej Poland sitzt in seinem kleinen Büro in einem unscheinbaren Hinterhof in Koblenz. Die Abendsonne wirft ein warmes, goldenes Licht durch die Fenster, doch Andrzej bemerkt es kaum. Sein Blick ist fest auf den Bildschirm seines Laptops gerichtet. Er hat die Augen zusammengekniffen, als könnte er so die Antwort beschleunigen, auf die er seit Stunden wartet. Die E-Mail. Die E-Mail, die alles verändern könnte.

Herbert Kalescher, der berühmte Serienunternehmer und Venture-Kapital-Geber, hatte ihm vor zwei Wochen das erste Treffen angeboten. Eine Begegnung, die an einem regnerischen Abend in einem kleinen Café am Deutschen Eck stattfand. Herbert war groß, fast einschüchternd, und sprach wenig. Ein Zahlenmensch, der aus den wenigen Worten und Bewegungen von Andrzej alles herauslesen konnte, was er wissen wollte. „Interessante Idee“, hatte Herbert damals gesagt. „Aber du musst mehr liefern. Beweise mir, dass dieses Gemüsepaket-Startup ein Einhorn werden kann.“

Seither lebt Andrzej in ständiger Erwartung. Die Hoffnung, sein kleines Unternehmen groß zu machen, treibt ihn an. Er träumt davon, dass seine Firma eines Tages eine Milliarde wert sein wird. Ein Einhorn, wie sie in der Startup-Welt sagen. Die E-Mail, die er nun so sehnsüchtig erwartet, könnte der erste Schritt dahin sein.

Er hört die Türklingel in der Ferne, aber sie dringt kaum in sein Bewusstsein. Plötzlich leuchtet der Bildschirm auf. Eine Benachrichtigung. Die E-Mail. Herzklopfen durchfährt ihn. „Von: Herbert Kalescher“. Er klickt, öffnet die Nachricht.

Der Deal in Berlin

Andrzej ist nach Berlin gereist. Er spürt das Adrenalin in seinen Adern, als er in die Lobby des hochmodernen Glaspalastes tritt, wo er sich mit Herbert Kalescher treffen soll. Diesmal ist es nicht das kleine Café am Deutschen Eck, sondern ein schickes Bürogebäude im Herzen von Mitte. Er sieht sich um. Die Wände sind voller Bilder von Startups, die Herbert bereits finanziert hat – einige davon inzwischen erfolgreich an der Börse, andere gescheitert. Andrzej fühlt einen Kloß in seinem Magen. Aber er atmet tief durch. Er muss sich beweisen. Er muss Herbert überzeugen.

Die Sekretärin, eine junge Frau mit strengem Zopf und eiskaltem Blick, führt ihn in einen Konferenzraum. Herbert sitzt bereits dort, die Arme verschränkt, sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt. Er hebt den Kopf, als Andrzej eintritt. „Setz dich“, sagt er knapp.

„Ich habe über deine Idee nachgedacht“, beginnt Herbert, ohne eine Miene zu verziehen. „Gemüse, frisch geliefert. Hört sich einfach an, aber du willst es groß aufziehen. Was ist dein Plan, um diese Vision zu einem Einhorn zu machen?“

Andrzej nimmt einen tiefen Atemzug. Er hat sich vorbereitet, seine Gedanken geordnet, die Zahlen und Fakten mehrfach durchgegangen. „Herbert, ich bin überzeugt, dass die Menschen in Deutschland frisches, lokales Gemüse wollen. Und zwar schnell, einfach und ohne Aufwand. Mein Plan ist es, Partnerschaften mit lokalen Bauernhöfen einzugehen, um Lieferketten zu verkürzen und die Qualität zu sichern. Wir nutzen eine Plattform, die auf künstlicher Intelligenz basiert, um den Bedarf in Echtzeit zu analysieren und zu steuern. So minimieren wir Verluste und maximieren die Frische. Außerdem…“

Herbert unterbricht ihn: „Die Idee kenne ich. Aber was unterscheidet dich von den zehn anderen Startups, die das Gleiche wollen? Warum sollte ich mein Geld in dich investieren?“

Andrzej lächelt. „Weil wir nicht nur Gemüse liefern, Herbert. Wir liefern eine Vision. Eine Vision von Nachhaltigkeit, von Lebensqualität, und vor allem von Transparenz. Unsere Kunden wissen genau, woher ihr Essen kommt. Das Vertrauen, das wir aufbauen, ist unbezahlbar.“

Herbert nickt langsam. „Gut. Sehr gut sogar. Aber ich will Zahlen sehen. Einen Businessplan, der mehr verspricht als nur eine schöne Idee.“

Andrzej nickt entschlossen. „Den werde ich Ihnen liefern. Sie haben meine E-Mail.“

Herbert erhebt sich, reicht ihm die Hand. „Gut, Andrzej Poland. Dann warten wir auf die E-Mail.“

Die Kreuzung in Köln

Andrzej fährt von Berlin zurück nach Koblenz, doch sein Kopf ist voller Gedanken. Er beschließt, einen kurzen Zwischenstopp in Köln einzulegen, um sich mit einem alten Freund und Mentor zu treffen: Simon Fischer, ehemaliger Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und nun Business-Coach. Sie verabreden sich an einer kleinen Kreuzung in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo ein Foodtruck Markt-Leckereien anbietet.

„Andrzej!“, ruft Simon, als er ihn sieht. „Wie war das Treffen?“

„Intensiv“, antwortet Andrzej. „Herbert ist hart, aber fair. Er will Zahlen sehen. Er will wissen, warum mein Startup das nächste Einhorn sein könnte.“

Simon lacht. „Das klingt nach Herbert. Ein Mann der Zahlen. Aber weißt du was? Das ist auch deine Chance. Er glaubt an dich genug, um mehr wissen zu wollen.“

„Ich weiß“, sagt Andrzej und nippt an seinem Kaffee. „Aber ich brauche einen Plan, der bombensicher ist. Ich muss ihm beweisen, dass mein Konzept tragfähig ist. Und dass ich das Zeug dazu habe, es umzusetzen.“

Simon nickt. „Du hast das Zeug, Andrzej. Du bist klug, leidenschaftlich und motiviert. Aber du musst die richtigen Leute finden, die dich unterstützen. Die an deine Idee glauben, genauso wie du.“

Andrzej sieht auf die Uhr. „Ich muss weiter. Ich muss die E-Mail schreiben, die alles verändert.“

Das Netzwerk in Frankfurt

Frankfurt, die Stadt der Banken und des Geldes. Andrzej steht vor dem Eingang zu einem großen Networking-Event für Startups und Investoren. Hier will er neue Kontakte knüpfen, potenzielle Partner finden und vor allem einen weiteren Kapitalgeber.

Als er die Treppe zum Veranstaltungsraum hochgeht, wird er von einer Frau angesprochen. Sie trägt ein Namensschild mit der Aufschrift „Mara Novak, Investmentmanagerin“. „Andrzej Poland, oder?“, fragt sie. „Ich habe von Ihrer Idee gehört.“

Andrzej nickt, überrascht. „Ja, das bin ich. Andrzej Poland. Und Sie sind?“

„Mara Novak“, antwortet sie mit einem Lächeln. „Ich bin Investmentmanagerin bei Global Ventures. Ich habe Ihr Konzept in den Nachrichten gesehen. Interessant. Sehr innovativ. Vielleicht könnten wir uns später unterhalten?“

„Gerne“, sagt Andrzej und gibt ihr seine Visitenkarte. „Ich freue mich auf das Gespräch.“

Im Laufe des Abends trifft er auf viele Gesichter, die ihm bekannt vorkommen, und einige, die ihn neugierig machen. Er spricht über sein Konzept, über die Idee, frisches Gemüse in Deutschland zu revolutionieren. Jeder zeigt Interesse, aber es bleibt immer die Frage: „Wie machst du aus dieser Idee ein Einhorn?“

Die Antwort darauf muss in die E-Mail.

Der Marktplatz in München

Es ist früher Morgen in München, und Andrzej steht auf einem belebten Marktplatz, um das Konzept seines Startups live zu testen. Neben ihm steht Lisa Meier, eine junge Agrarwissenschaftlerin, die gerade ihren Master abgeschlossen hat und von seiner Idee begeistert ist. Sie hatte sich nach einem seiner Vorträge in Frankfurt bei ihm gemeldet und will ihn unterstützen.

„Ich denke, wir sollten den Kunden nicht nur das Gemüse liefern, sondern auch zeigen, wo es herkommt“, schlägt Lisa vor. „Eine Story hinter jedem Paket.“

„Genau“, antwortet Andrzej begeistert. „Und das schreibe ich auch in die E-Mail an Herbert. Er soll verstehen, dass wir mehr sind als nur ein Lieferdienst.“

Sie verteilen Proben und Flyer, sprechen mit den Menschen. Die Reaktionen sind positiv. Andrzej spürt, dass er auf dem richtigen Weg ist. „Die E-Mail“, denkt er. „Sie muss perfekt sein.“

Der Pitch in Stuttgart

Andrzej steht vor einem Raum voller potenzieller Investoren in Stuttgart. Herbert Kalescher sitzt in der ersten Reihe, neben Mara Novak und Simon Fischer. Andrzej spürt die Anspannung, aber auch die Vorfreude. Dies ist sein Moment.

Er beginnt seinen Pitch: „Ich bin Andrzej Poland, und ich werde Ihnen heute zeigen, warum mein Startup das nächste Einhorn wird.“ Er spricht mit Überzeugung, mit Leidenschaft. Er zeigt Zahlen, Fakten, Visionen. Herbert nickt, Mara lächelt. Simon gibt ihm ein Zeichen, weiterzumachen.

Nach zwanzig Minuten schließt er ab. „Und jetzt werde ich die E-Mail versenden, die alles verändern wird.“

Der Schlusspunkt in Koblenz

Zurück in Koblenz, in seinem kleinen Büro, sitzt Andrzej wieder vor seinem

Laptop. Die E-Mail ist geschrieben. Er hat alle Argumente, alle Pläne, alle Zahlen dargelegt. Er zögert einen Moment, bevor er den Cursor auf „Senden“ bewegt.

Ein tiefer Atemzug. Dann klickt er.

Die E-Mail ist weg.

Er lehnt sich zurück und lächelt. Was auch immer passieren wird – er hat alles gegeben. Andrzej Poland, der Gründer mit der Vision, hat den ersten großen Schritt getan. Ob er es zum Einhorn schafft? Nur die Zeit wird es zeigen. Aber eines ist sicher: Er wird nicht aufgeben.

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